Hämostase
Der Begriff Hämostase kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Blutstillung“ (haíma = Blut und stasis = Stillung). Die Hämostase umfasst alle Prozesse, die zum Stillstand einer Blutung beitragen und ist somit lebenswichtig.
Phasen und Schritte der Hämostase
Die Hämostase besteht aus zwei Phasen (primär und sekundär), die sich aus mehreren Schritten zusammensetzen. Zur primären Hämostase gehören das Zusammenziehen der Blutgefäße, die Anlagerung und die Aktivierung von Blutplättchen (Thrombozyten) an der Gefäßverletzung. Die sekundäre Hämostase umfasst die eigentliche Blutgerinnung, die zu einem stabilen Wundverschluss führt.
Primäre Hämostase
Kommt es zu einer Blutung, ist der erste Schritt der Blutstillung, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen (Vasokonstriktion). Dadurch wird zunächst der Blutverlust verringert und die Fließgeschwindigkeit des Blutes verlangsamt.
Weil das Blut nun langsamer fließt, können sich die Blutplättchen an die Gefäßverletzung anlagern und aggregieren und somit einen ersten, losen Wundverschluss bilden. Dabei spielt auch der Von-Willebrand-Faktor eine wichtige Rolle, der als Bindeglied zwischen den Thrombozyten und dem Kollagen in der Gefäßwand fungiert. Es lagern sich immer mehr Thrombozyten an die Wunde an, die zusammen mit Fibrinogen einen sogenannten weißen Thrombus bilden. Die Bezeichnung kommt von den eher farblosen Thrombozyten. Zusätzlich kommt es noch zur Aktivierung von bestimmten Gerinnungsfaktoren.
Sekundäre Hämostase
Die sekundäre Hämostase ist die eigentliche Blutgerinnung. Hier führen die verschiedenen Gerinnungsfaktoren der Gerinnungskaskade dazu, dass das Blut gerinnt und die Blutung dauerhaft gestoppt wird. An ihrem Ende – nach ca. sechs bis zehn Minuten – bildet sich ein fester Wundverschluss, der sogenannte rote Thrombus. Er besteht aus einem festen Netz aus Fibrin, in dem Thrombozyten und rote Blutkörperchen eingelagert sind. Von den roten Blutkörperchen kommt auch der Name.
Die Blutgerinnung lässt sich in den intrinsischen Weg und den extrinsischen Weg unterteilen. Bei beiden Wegen spielen die Gerinnungsfaktoren eine wichtige Rolle. Diese Faktoren aktivieren sich in einer bestimmten Reihenfolge gegenseitig und führen so zur Gerinnung des Blutes.
Das intrinsische System und das extrinsische System laufen bei der Bildung von Faktor X zusammen. Über diesen Faktor wird Prothrombin (Faktor II) zu Thrombin (Faktor IIa) aktiviert, was wiederum zur Aktivierung des Fibrinogens (Faktor I) zu Fibrin (Faktor Ia) führt. Fibrin bildet dann zusammen mit den Thrombozyten und den Erythrozyten den stabilen Wundverschluss. Die Gerinnung ist vollständig abgelaufen.
Hämostase bei Hämophilie
Die primäre Hämostase läuft auch bei Menschen mit Hämophilie A in der Regel vollständig ab. Erst bei der sekundären Hämostase, wenn die Gerinnungsfaktoren eine wichtige Rolle spielen, ist die Blutgerinnung gestört. Bei Menschen mit Hämophilie A fehlt der Faktor VIII und bei Menschen mit Hämophilie B der Faktor IX. Aufgrund des fehlenden Gerinnungsfaktors kann der nächste Faktor nicht aktiviert werden, was zur Unterbrechung der Gerinnung führt.
Bei Menschen mit dem Von-Willebrand-Syndrom fehlt der Von-Willebrand-Faktor oder ist nicht voll funktionstüchtig. Dieser gehört jedoch streng genommen nicht zu den Gerinnungsfaktoren.
Ungewollte Blutgerinnung: Thrombose
Bildet sich in einem Blutgefäß ein Blutgerinnsel, ohne dass es eine Verletzung gab, sprechen Expertinnen und Experten von einer Thrombose. Diese Blutgerinnsel stören den Blutfluss und können je nachdem, wo sie im Körper auftreten, lebensgefährlich werden. Behandelt werden können Thrombosen mit gerinnungshemmenden Medikamenten. Dazu gehört auch der Abbau von Fibrin (Fibrinolyse), um Gerinnsel aufzulösen.
Mehr Informationen zur Hämostase findest Du in unserem Beitrag.