Beruf und Behinderung bei Hämophilie A

Beruf und Behinderung bei Hämophilie A

Bloggerin Kerstin erzählt, welche Erfahrungen Menschen mit Hämophilie A und einer damit einhergehenden Behinderung in der Arbeitswelt erleben müssen.

Ich bin Kerstin und mein Mann Meikel hat schwere Hämophilie A und aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen einen Schwerbehinderten-Status. In diesem Beitrag erzähle ich Euch von einer Erfahrung, die er deswegen machen musste.

Das Wort „Behinderung“ ist manchmal nicht so schön gewählt, aber dennoch ein Bestandteil in unserer Gesellschaft. Und mit diesem Thema sollte die Gesellschaft tatsächlich gewählt, aber dennoch normal umgehen. Denn Menschen mit Behinderungen sollten und müssen in dieser Gesellschaft genauso akzeptiert werden, wie Menschen, die keine Behinderung haben. Dass Betroffene mit Hämophilie auch zu den Menschen mit Behinderung zählen, liegt ganz klar auf der Hand: Sie sind des Öfteren in ihrer Bewegung eingeschränkt und weisen somit ein Handicap auf.

Meikels Erfahrung mit seiner Arbeitgeberin

Seit nunmehr seit 16 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema „Hämophilie“ und habe im Laufe der Jahre mitbekommen, wie es um das Thema „Schwerbehinderung“ bestellt ist. Gerade in Bezug auf den Job.

Mein Mann Meikel musste vor 15 Jahren die Erfahrung machen, dass ihm seine Schwerbehinderung aufgrund der Hämophilie förmlich auf die Füße gefallen ist. Seine Schwerbehinderung hatte Meikel damals auch bei seiner Arbeitgeberin angegeben. Als er dann Probleme und Schmerzen beim Auftreten hatte, wurde er nach Hause geschickt mit der Begründung, dass er aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr gebraucht werden würde. Daraus resultierte ein wahrer „Kampf“ vor dem Arbeitsgericht, da auch das Gehalt meines Mannes nach dieser Aussage nicht überwiesen wurde.

Zu guter Letzt wurde vor dem Arbeitsgericht entschieden, dass meinem Mann von der Arbeitgeberin Schmerzensgeld wegen der Aussage in Bezug auf sein Handicap gezahlt werden musste. Daran erkennt man, dass das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschriebene Recht auf Selbstbestimmung, gesellschaftliche Teilhabe, Chancengleichheit und Barrierefreiheit für Menschen mit Einschränkungen in der Realität leider noch nicht umgesetzt wird.

Meikels Erfahrung – kein Einzelfall

Genau das ist mir vor kurzem in zwei Fernsehberichten wieder aufgefallen: In diesen Berichten wurden viele Fälle von Menschen mit Behinderung vorgestellt, die im normalen Berufsleben Fuß fassen und arbeiten wollten. Aber aufgrund ihrer verschiedenen Behinderungen, waren ihre Bemühungen nicht erfolgreich – bis sich das Fernsehen eingeschaltet hat. Es wurden sämtliche Fähigkeiten, Fertigkeiten und bestehende Ressourcen der Betroffenen analysiert und ihnen dann Jobs vermittelt, die für sie in Frage kamen und worin sich die Betroffenen wiedergefunden haben. Da habe ich mich gefragt, warum sich erst das TV einklinken muss, um das Leben für Menschen mit Behinderung lebenswerter zu gestalten.

Chance Schwerbehindertengesetz

Laut unserem Schwerbehindertengesetz dürfte so etwas gar nicht mehr passieren, da es gewisse Grundlagen gibt, die das Schwerbehindertenrecht klar darlegt. Menschen mit Behinderung, egal in welcher Form, sollten so gut es geht, die gleichen Chancen haben, wie Menschen ohne Behinderung. Und zu den Menschen mit Behinderung und dem Schwerbehindertenrecht zählen nun mal auch Menschen mit Hämophilie.

Beim Thema „Beruf und Behinderung“ sollten weder der Betroffene noch die Angehörigen Angst davor haben, offen damit umzugehen. Eher sollte man ganz klar und stark nach außen zeigen, dass man Stärke und Mut beweist, im Berufsleben genauso 100 Prozent geben zu können, wie ein Mensch ohne Einschränkungen. 

Ich gehe davon aus, dass viele Betroffene mit Hämophilie über einen Schwerbehindertenausweis verfügen. Den bekommt man ab einem Grad der Behinderung (GdB) 50 und dafür muss man sich nicht schämen. Er hat auch einige berufliche und finanzielle Vorteile, wie z. B. einen besonderen Kündigungsschutz oder steuerliche Erleichterungen. Das könnte für den ein oder anderen, der mit einer Behinderung lebt, ein Ansporn sein, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen.

Zudem sind Firmen ab einer bestimmten Größe mittlerweile dazu verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz von Menschen mit einer Behinderung einzustellen – sonst kann das Strafe kosten. Doch nicht nur deswegen sollten Menschen mit Behinderungen in der heutigen Zeit eingestellt werden. Ich würde mir wünschen, dass Menschen mit Behinderung einfach so akzeptiert werden wie sie sind, egal mit WELCHER Art von Behinderung. Und dass sie gefördert, gefordert und unterstützt werden, um ein gleichberechtigtes Leben führen zu können.

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