Unser alltägliches Informationsangebot nimmt durch die Digitalisierung stetig zu – auch bei Gesundheitsthemen. Online-Informationen, z. B. durch Internet, Apps und Soziale Medien, bieten zwar einerseits den Vorteil schnell verfügbar zu sein, andererseits müssen die Userinnen und User aber auch in der Lage sein, die Informationen zu beurteilen, d. h. ihre Aktualität und Richtigkeit zu bewerten. Die Fähigkeit, sich im Dschungel an Informationen zurechtzufinden, um fundierte Entscheidungen bezüglich der eigenen Gesundheit zu treffen, bezeichnet man als Gesundheitskompetenz (englisch: health literacy). Selbst wenn Du schon von Geburt an mit einer chronischen Erkrankung wie Hämophilie A lebst, ist es als Patient gar nicht so einfach, über Deine Behandlung zu entscheiden. Aber wie kannst Du diese Fähigkeit erlangen?
Info
Digitale Gesundheitskompetenz umfasst die Fähigkeit, im Internet Gesundheitsinformationen zu suchen, zu finden, diese zu verstehen, deren Zuverlässigkeit zu beurteilen und sie im Zusammenhang mit der eigenen Gesundheit anzuwenden.
Gesundheitskompetenz in Deutschland
Falls Du Schwierigkeiten hast, mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen, bist Du nicht allein: Etwa 3 von 5 Personen in Deutschland empfinden den Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen als problematisch oder sogar unmöglich, wie die folgende Grafik aus einer Befragung zeigt.1
Laut der Befragung werden folgende Punkte als besonders schwierig angesehen:1
- Fachbegriffe verstehen
- Qualität von Gesundheitsinfos beurteilen
- Zeitmangel im Gespräch mit Ärztinnen und Ärzten
Wie kannst Du gut informiert entscheiden?
Was kannst Du also tun, um bezüglich Deiner Gesundheitskompetenz bestmöglich von digitalen Angeboten zu profitieren?
- Eigne Dir Wissen an, um medizinische Begriffe und ihre Bedeutung zu verstehen. Informiere Dich auch über die Behandlungsoptionen bei Hämophilie A. So kannst Du besser mit Deinem Behandlungsteam kommunizieren und die für Dich wichtigen Fragen über Deine Hämophilie und die Therapie stellen.
- Nutze zuverlässige Quellen. Achte darauf, dass medizinische Informationen, die Du nutzen möchtest, verständlich erklärt sind und aus vertrauenswürdigen, aktuellen Quellen stammen. Dies können zum Beispiel anerkannte Organisationen sein, wie die Deutsche Hämophiliegesellschaft (DHG), die Interessengemeinschaft Hämophiler e. V. (IGH) oder die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e. V. (GTH).
- Bleib im Austausch mit Deinem Behandlungsteam im Hämophilie-Zentrum. Frag nach, wenn Du Verständnisprobleme bei medizinischen Fragen hast und bitte um weiteres Informationsmaterial bzw. um Unterstützung, falls Du selbst nicht fündig wirst.
Soziale Netzwerke und Gesundheitskompetenz
Die meisten Netzwerke gewährleisten bei sensiblen Daten keinen entsprechenden Datenschutz, weshalb Du beim Austausch privater Daten vorsichtig sein solltest. Möchtest Du mit Dich mit Deinem Behandlungsteam auch digital austauschen, dann frag am besten in Deinem Hämophilie-Zentrum nach einer geeigneten Plattform oder Apps für einen sicheren Austausch.
Generell besteht bei sozialen Medien die Herausforderung, die Qualität der dort geteilten Informationen zu beurteilen. Es kann sein, dass in Online-Netzwerken fachlich unbestätigte oder auch falsche Informationen geteilt werden. Gerade bei Gesundheitsinformationen können so Ängste ausgelöst oder falsche Hoffnungen gemacht werden. Trotzdem gibt es natürlich auch zahlreiche seriöse Quellen, die geteilt werden. Hinterfrage am besten alle Aussagen kritisch, erkundige Dich nach den Quellen bzw. überprüfe diese und frage bei Deinem Behandlungsteam nach, ob eine gesundheitsbezogene Information für Dich wichtig sein könnte.
Achte auf folgende Punkte, wenn Du in den sozialen Netzwerken unterwegs bist:
- Überprüfe die Quellen und schau nach, ob die Informationen zuverlässig sind und z. B. von anerkannten medizinischen Organisationen oder Fachgesellschaften stammen.
- Bleib immer kritisch und checke Informationen auf ihre Richtigkeit.
- Sprich mit Deinem Behandlungsteam, wenn Du glaubst, eine wichtige Information über eine Therapie bzw. eine Therapieanpassung gefunden zu haben.
- Pass auf, dass Du keine persönlichen Daten oder Informationen in einem sozialen Netzwerk veröffentlichst.
Durch die Möglichkeit, sich mit anderen Hämophilen zu vernetzen, können soziale Medien auch eine wichtige Ergänzung sein, um Unterstützung zu erfahren, Erfahrungen auszutauschen und Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen zu finden.
Hast Du Fragen, Anregungen oder Kritik? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail über das Kontaktformular. Wir melden uns schnellstmöglich zurück.
Quelle:
- Schaeffer D. et al., Gesundheitswesen 2021; 83(10): 781–788