Bewegung im Alltag bei Hämophilie A

Bewegung im Alltag bei Hämophilie A

Ich bin Kerstin und mein Mann Meikel hat schwere Hämophilie A. In diesem Blogbeitrag schreibe ich über das Thema „Bewegung“, da es ein sehr wichtiges Thema bezüglich des zu bewältigenden Alltags ist – gerade dann, wenn dieser auch mal allein „gewuppt“ werden muss.

Auswirkungen der Hämophilie auf die körperliche Aktivität im Alltag

Während unseres gemeinsamen Alltags war es bisher so, dass ich als gesunder Mensch ohne körperliche Einschränkungen den Haushalt, die Einkäufe und auch die überwiegende Organisation der Familie übernommen habe. Das war für mich auch völlig in Ordnung, da mein Mann Meikel aufgrund seiner Hämophilie und den damit einhergehenden Beeinträchtigungen nicht so gut zu Fuß und in seiner Bewegung eingeschränkt ist. 

Selbst kurze Gänge wie der Gang zur Toilette waren für ihn häufig mit Schmerzen verbunden. Bei vielen Dingen war er sehr von mir abhängig, u. a. auch bei den Besuchen in Praxen oder im Gerinnungszentrum. Ich habe ihn dort hingefahren, da er selbst nicht mehr Autofahren konnte und auch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr möglich war.

Deswegen ist es wichtig, auch trotz all der Schmerzen in Bewegung zu bleiben. Denn dann sind die Gelenkschmerzen bei einer erneuten Belastung nach einer Ruhephase nicht wieder so stark, da alles so gut es geht „geschmeidig“ bleibt.

Herausforderungen im Alltag bewältigen

Zu Recht stellten wir uns dann irgendwann die Frage: „Was ist, wenn mal was mit mir ist? Wenn ich mal krank bin?“ Also haben wir uns überlegt, wie wir die Situation positiv beeinflussen können und uns kleine Aufgaben überlegt, die Meikel erledigen kann. Dazu gehört z. B. den Müll rausbringen, die Post aus dem Briefkasten holen, ein kurzer Gang ums Haus oder die Begleitung zum Einkaufen.

Wichtig hierbei ist, dass man am Anfang nur kurze Wege geht und die dann Schritt für Schritt steigert. So können mit der Zeit längere Wege zurückgelegt werden oder auch mehrere kurze miteinander verbunden werden: Statt nur die Post zu holen, kann dann direkt die Runde ums Haus mit gedreht werden. Nach und nach können so Zeit und Distanz der Bewegung erweitert werden.

Tipps zur Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen

Hilfreich dabei kann eine Smartwatch sein, in die man seine Ziele eingibt und die einen dann animiert, indem sie die zurückgelegte Strecke sowie die verbrannten Kalorien anzeigt. Das wirkt sehr motivierend und man geht vielleicht noch ein paar Schritte mehr, um das gesetzte Ziel auf jeden Fall zu erreichen. Ich denke daher, dass eine Smartwatch eine sehr gute Unterstützung sein kann.  

Zudem sollte man auch Hilfe von Angehörigen und Freunden in Anspruch nehmen, wenn diese sie anbieten. Es kann z. B. sein, dass man mal wegfährt oder ausgeht, um mal was anderes zu erleben. Oder dass man Hilfe bei Erledigungen annimmt, deren Wege noch zu lang wären und die Gelenke zu stark beanspruchen würden. Aus meiner Sicht ist wichtig, dass man seine Wege und Erledigungen bündelt und sich lieber mal einen Tag Zeit nimmt, an dem man das ein oder andere erledigt. Dafür kann man sich dann am nächsten Tag eine Auszeit gönnen und der Körper kann regenerieren

Zum Thema Bewegung sollte man ebenfalls bedenken, dass man auch zu Hause mit kleinen Workouts ohne viel Aufwand an Equipment etwas beitragen kann. So kann man z. B. nicht vorhandene Hanteln durch kleine oder große gefüllte Wasserflaschen ersetzen und schonend die Arme und ihre Gelenke trainieren. Auch Bälle, die bestimmt fast jeder zu Hause hat, können zur Bewegung eingesetzt werden, um fit zu bleiben. Wer einen Hund hat, für den ist es eine gute Möglichkeit, kürzere oder längere Einheiten fürs Gassi gehen einzuplanen. Eine Runde mit dem geliebten Vierbeiner ist schließlich auch Bewegung und motiviert vermutlich mehr, als allein spazieren zu gehen. 

Ich finde, dass jede kleine Bewegung und jedes kleine gegangene Stück, das man geschafft hat, motiviert und ein Anreiz dafür ist, sich noch etwas steigern zu können und zu wollen. Das alles trägt auch zu einem guten Selbstbewusstsein bei und wird am Ende damit belohnt, dass man seine Fortschritte selbst genießen kann. Und eventuell schafft man es auch, andere Betroffene dadurch zu unterstützen und zu motivieren.

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