Dein Reisevorrat an Medikamenten wurde gestohlen – was tun?

Dein Reisevorrat an Medikamenten wurde gestohlen – was tun?

Urlaub! Was gibt es Schöneres, als dem Trott des Alltags für eine gewisse Zeit zu entkommen? Bereits durch die Vorfreude auf die nächste Auszeit wird die Welt eine bessere. Doch im Vorfeld sind natürlich einige Dinge zu erledigen.

Für Deine Reise sollteste Du neben Personalausweis oder Reisepass und Deiner Krankenkassenkarte auch unbedingt einen internationalen Hämophilie-/Notfallausweis sowie eine Visitenkarte mit den Kontaktdaten Deines Hämophilie-Zentrums, der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes bei Dir haben. Falls Du eine Flugreise machst, brauchst Du auch eine ärztliche Bescheinigung, um die Medikamente und das Zubehör mit in die Kabine nehmen zu dürfen. Außerdem kann es im Ernstfall hilfreich sein, den letzten Arztbrief und eine Verpackung Deiner Medikamente dabei zu haben.

Weitere wichtige Vorbereitungen im Vorfeld einer Reise und was in die Reiseapotheke gehört, haben wir auch in einer Checkliste für Dich gesammelt. Die Checkliste „Reisen mit Hämophilie“ findest Du hier.

Passe gut auf Deine Medikamente auf, um Dir Ärger zu ersparen

Unter anderem stellst Du Dir möglicherweise auch diese Fragen: Was passiert eigentlich, wenn die wertvollen Hämophilie-Medikamente verloren gehen oder gestohlen werden? Wie kommst Du zeitnah an neue Medikamente? Wie ist die Versicherungslage? Wer kommt für die nicht unerheblichen Kosten auf?

Am besten kommt es erst gar nicht dazu: Führe Deine Medikamente im Handgepäck mit Dir und habe immer ein Auge darauf. Falls Du zusätzliche Reserven im aufgegebenen Gepäck verstauen willst, achte darauf, wenigstens genug für ein paar Tage im Handgepäck zu haben.

Wenn es dann aber doch zu einem Verlust oder Diebstahl der Medikamente kommen sollte, ist es wichtig, dass Du über die Versorgungslage im Urlaubsland informiert bist. Für die Suche kann Dir die Seite der World Federation of Hemophilia (WFH) helfen, aber auch mit Deinem Behandlungsteam solltest Du diesbezüglich unbedingt sprechen.

Plane nicht für den Minimal-, sondern für den Maximalbedarf

Kalkuliere Deinen Bedarf großzügig! Denn Urlaub ist immer auch ein bisschen Ausnahmesituation: Man vertritt sich in ungewohnten Flip-Flops, rutscht auf nassen Poolfliesen aus, stolpert voller Energie beim Aufstieg zum nächsten Aussichtspunkt oder spürt plötzlich den Schmerz der ungewohnt flexiblen 2-Liter-Wasserflasche, die einem aus der sonnencremigen Hand gleitet und auf die nackten Zehen knallt. In solchen Fällen musst Du eventuell auf Deine Bedarfsmedikation zurückgreifen können.

Ernstfall: Wo bekommst Du im Notfall neue Medikamente?

Für den Fall, dass Du im Ausland Medikamente benötigst, ist es wichtig, dass Du Dich am besten bereits vor dem Urlaub über Hämophilie-Zentren in der Umgebung informierst. Speichere Dir die Kontaktdaten ins Handy und notiere sie Dir auf einem Zettel in Deiner Geldbörse.

Wie sieht die Medikamenten-Versorgung im Urlaubsland aus? Welche Medikamente sind überhaupt verfügbar? Wie kommst Du an ein Rezept? Besprich diese Aspekte Deiner Reise deshalb auch unbedingt mit Deinem Behandlungsteam und suche gegebenenfalls – je nachdem wohin die Reise geht – eine Tropenmedizinerin oder einen Tropenmediziner auf. Sie können Dir weitere wertvolle Tipps geben.1

Die Beschaffung der neuen Medikamente verläuft in der Regel über den gewohnten Weg: Du suchst eine Arztpraxis auf, erhältst ein Rezept und gehst damit in die Apotheke.

Innerhalb der EU wird das in der Regel noch relativ unkompliziert sein – bei manchen Fernreisen kann es aber deutlich umständlicher werden. Es gibt möglicherweise Sprachbarrieren, weniger Ärztinnen und Ärzte, die Erfahrung mit Hämophilie A haben oder eine geringere Verfügbarkeit und Auswahl an Medikamenten. Hier ist eine gute Vorbereitung noch wichtiger.

Wie bist Du versichert?

Welche Krankheiten unter welchen Umständen von Krankenversicherungen abgedeckt sind, musst Du bei diesen direkt erfragen. Häufig brauchst Du für Reisen in der EU nicht unbedingt eine gesonderte Auslandsreise-Krankenversicherung. Für Reisen außerhalb der EU ist dagegen eine Auslandsreise-Krankenversicherung immer empfehlenswert bzw. unbedingt nötig, damit Du im Ernstfall nicht auf den Kosten sitzen bleibst. Sie stellt keine nennenswerte finanzielle Hürde dar und sollte bei keiner Reise fehlen, denn sie erleichtert die Rückerstattung anfallender medizinischer Kosten erheblich. Außerdem übernimmt sie bei schweren Krankheitsfällen die Kosten für den Rücktransport, eine Leistung, die keine Krankenkasse einfach so übernimmt, auch nicht in der EU.2

Wird Deine Krankenkassenkarte von der Praxis, die Du in der EU besuchst, akzeptiert, wird auch alles problemlos darüber abgerechnet. Das ist aber häufig nicht der Fall und stattdessen bekommst Du eine private Rechnung ausgestellt, für die Du in Vorleistung gehen musst. Erst im Nachhinein kannst Du das Geld von Deiner Krankenkasse zurückfordern. Die bezahlt aber nur Behandlungen, die auch in Deutschland möglich bzw. nötig gewesen wären – und auch nur in der Höhe der Krankenkassensätze des Reiselandes. Da Privatrechnungen meist höher ausfallen, kommt die Krankenkasse meist nur für einen Teil auf. Mit einer Auslandsreise-Krankenversicherung musst Du zwar auch das Geld vorstrecken – Du solltest aber alles zurückbekommen.

Info

Beachte aber: Auslandsreise-Krankenversicherungen übernehmen in der Regel keine Kosten für Erkrankungen, die bereits vor Antritt der Reise bestanden. Das ist aber selbstverständlich sehr wichtig für Dich. Damit Du versichert werden kannst, gibt es eine Sonderregelung.

So gehst Du vor: Frage bei der Auslandsreise-Krankenversicherung nach, ob Du versichert werden kannst, und erbitte eine schriftliche Ablehnung. Mit dieser schriftlichen Ablehnung darf Dich dann die gesetzliche Krankenkasse doch versichern. Gegebenenfalls kannst Du diesen Schritt umgehen, indem Du Deine Krankenkasse auf diesen Sachverhalt hinweist.3

Ob innerhalb der EU oder außerhalb: In der Regel werden Dir anfallende Kosten – für den Arztbesuch und Medikamente – zunächst in Rechnung gestellt. Erst im Nachhinein kannst Du vorgestreckte Kosten zurückfordern und Rechnungen bei den Versicherungen einreichen. Was abgesichert ist und was nicht, ist von Land zu Land unterschiedlich. Zudem decken private Krankenversicherungen teilweise andere Leistungen ab als gesetzliche Krankenversicherungen, sodass es eventuell zu erheblichen Unterschieden kommen kann, die sich zusätzlich im Lauf der Zeit ändern können. Am sichersten ist daher die direkte Kontaktaufnahme mit Deiner Krankenkasse und der Auslandsreise-Krankenversicherung.

Weitere Tipps dazu findest Du in der umfassenden Broschüre „Hämophilie und Reisen“ der Deutschen Hämophiliegesellschaft (DHG).

Wer übernimmt die Kosten beim Verlust Deiner Medikamente?

Gehen Medikamente verloren, musst Du Dich dringend um neue kümmern. Die Kosten für den nötigen Arztbesuch und die nötigen Medikamente übernimmt die Auslandsreise-Krankenversicherung. Die geleisteten Zuzahlungen für die verloren gegangenen oder für die neuen Einheiten wirst Du vermutlich nicht zurückbekommen. Andererseits brauchst Du Dir aber auch keine Sorgen darum machen, dass Deine Krankenkasse mit Rückzahlungsforderungen für die verloren gegangenen Medikamente oder Sperrungen für neue Rezepte auf Dich zukommen wird. Solche Fälle sich nicht bekannt.

Wurdest Du bestohlen und möchtest Schadensansprüche geltend machen, vergiss nicht, den Diebstahl polizeilich zu melden, damit Du Deiner Versicherung ein amtliches Dokument vorlegen kannst.

Fazit: Informiere Dich im Vorfeld über die Versorgungslage und Deinen Versicherungsschutz im Urlaubsland. Am besten besprichst Du die Reise mit Deinem Behandlungsteam und kontaktierst Deine Krankenkasse. Bestehe gegebenenfalls darauf, mit Fachleuten zu sprechen. Passe auf Deine Medikamente auf und kalkuliere großzügig. Im Falle eines Verlustes musst Du Dir in der Regel keine Sorgen um finanzielle Forderungen der Krankenversicherung machen.

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Quellen:

M-DE-00022320