Kinder mit Hämophilie A vertraut machen

Die Eisenbahn kommt: Wie Kindern das Spritzen erklären?

Als Hämophiler ist das Sich-selbst-Stechen beziehungsweise die intravenöse Injektion des Faktor VIII natürlich Alltag, aber die Reaktionen zeigen, dass die Vorstellung bei Außenstehenden eher Unbehagen auslöst.

Wenn ich jemanden erzähle, dass ich selbst spritze, dann kommt meist die gleiche Reaktion: „Das könnte ich nicht! Selbst stechen? Auf keinen Fall!“

Man macht sich Gedanken, wie andere reagieren

Da fragt man sich: Wenn schon viele Erwachsene „erschrocken“ reagieren, wie werden dann Kinder darauf reagieren? Wie soll man kleinen Kindern erklären, was man da macht?

Ich glaube, das ist eine Frage, die schon viele Eltern, besonders natürlich die Väter als Betroffene, beschäftigt hat. Schließlich möchte man nicht, dass gerade kleine Kinder Angst bekommen, wenn sie sehen, wie der Vater sich selbst sticht und sich quasi selbst wehtut.

Eine Idee, die Angst zu nehmen

Wie also dem Kind die Angst nehmen? Mir selbst wurde als kleines Kind beim Spritzen immer die Angst genommen, indem man mir sagte, dass am Anfang des Spritzens die Eisenbahn angefahren komme. Um das zu verstehen, gerade wenn man diesen Beitrag von mir liest und nicht selbst Betroffener ist, muss man wissen, wie überhaupt der Faktor VIII verabreicht wird. Also, beim Spritzen sticht man sich, wie auch bei einer Blutabnahme, mit einer Nadel, einem sogenannten Butterfly, in eine Vene. Dabei haben die Bluter oft unterschiedliche Stellen, die sie gerne benutzen. Viele nehmen eine Vene in der Armbeuge, andere hingegen bevorzugen eine Vene auf der Hand.

Man muss dann allerdings die Luft aus dem Schlauch herausbekommen, der sich zwischen Nadel und der mit dem Faktor VIII gefüllten Spritze befindet. Hierzu zieht man dann an der Spritze, um Blut durch den Schlauch fließen zu lassen und die Luft zu entfernen.

An diesem Punkt bin ich bei der Überschrift „Die Eisenbahn kommt“. Denn ich habe meiner Tochter so erklärt, was ich da mache beziehungsweise ihr die Angst genommen. Am Anfang des Spritzens kommt die Eisenbahn aus dem Tunnel gefahren und meine Tochter schaut immer gespannt darauf.

Selbst keine Angst haben

Sicherlich ist mein Beispiel etwas, was bei mir und meiner Tochter funktioniert hat, weil einfach etwas Witziges zur Situation hinzugekommen ist. Das hilft vielleicht nicht bei jedem Kind, aber mein Artikel soll auch dazu motivieren, keine Angst zu haben, dass die Kinder das Spritzen mitbekommen. Meiner Meinung nach ist es der falsche Weg, irgendwo heimlich zu spritzen. Genauso ist es der falsche Weg, seine Erkrankung vor seinen Kindern zu verstecken.

Euer Sven


Hast Du Fragen, Anregungen oder Kritik? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail über das Kontaktformular. Wir melden uns schnellstmöglich zurück.

M-DE-00006265