Ernährung bei Hämophilie A

Ernährung bei Hämophilie: Was ich gerne esse und worauf ich achte

Rainer mit schwerer Hämophilie A spricht über sein Lieblingsessen und worauf er dabei achtet. Als früherer Schwimmsportler gibt er außerdem Tipps zur Ernährung bei Sport mit Hämophilie.

5 wertvolle Tipps für die Ernährung bei Hämophilie A:

1. Rainer, was isst Du gerne?

Ich liebe Würziges, gerne auch scharfes Essen. Ein gutes Fleischstück lasse ich mir nicht entgehen, auch wenn das bei mir kein Alltagsgericht ist. Meine Frau kocht gerne internationale Gerichte mit natürlichen Zutaten, die ich auch sehr gerne mag. Zum Abendessen gibt es manchmal Antipasti oder einen Schafskäse.

Dafür bin ich auch immer zu haben. Manchmal dürfen es auch Schokolade, Chips oder Nüsse zum Knabbern sein. Allerdings esse ich davon heute viel weniger als früher.

Ich probiere auch gerne Neues aus. Zum Beispiel die verschiedenen indonesischen Gerichte, die meine Frau zubereitet.

Manche meiner Essgewohnheiten haben sich auch verändert: Früher mochte ich keinen Fisch, da mich die Gräten im Essen gestört haben. Inzwischen esse ich Fisch mit wenig oder keinen Gräten sehr gerne (z. B. Lachs). Auch Garnelen sind, seit ich meine Frau kenne, beliebt bei mir.

2. Gibt es etwas, worauf Du bei Deiner Ernährung besonders achtest?

Ich achte öfters darauf, dass ich kein Schweinefleisch oder gepökelte Wurst esse. Diese Fleisch- bzw. Wurstsorten enthalten oft mehr entzündungsfördernde Substanzen als andere Fleischarten. Und das spüre ich kurz danach in meinen Gelenken mit hämophiler Arthropathie (Gelenkerkrankung aufgrund von Gelenkblutungen durch Hämophilie).

Was bei mir auch zu Schmerzen führt, sind Speisen, die mit minderwertigem Öl oder Fett zubereitet wurden. Meine Frau achtet beim Kochen sehr auf hochwertige Nahrungsmittel, sodass ich mir keine Gedanken mehr machen muss.

Aber wenn ich zum Beispiel im Außendienst bin und es gibt Currywurst mit Pommes, dann muss das einfach sein. Ich mag dieses Gericht sehr, auch wenn ich es hinterher bereue (wegen der Gelenkschmerzen).

3. Musstest Du mal wegen der Hämophilie oder Begleiterkrankungen spezielle Diäten oder Einschränkungen beim Essen einhalten?

In den 1970er und 1980er Jahren war meine Leber stark belastet, da das damalige Medikament teilweise Keime enthielt. Ab Anfang der 1980er wurde das Medikament erhitzt, sodass es keinen Schaden mehr anrichten konnte. Meine Leberwerte sind bei einer Blutung dann immer sehr hoch gewesen.

Während dieser Zeit lernte ich auf meinen Körper zu hören. Ich wusste zum Beispiel, wenn ich sehr große Lust auf Salat hatte, waren auch meine Leberwerte extrem hoch. Teilweise war der GOT-Wert größer als 300.

Generell achte ich darauf, weniger Fleisch zu essen. Das ist oft nicht einfach, weil ich Fleisch gerne esse.

Daher habe ich für mich persönlich eine Regel erstellt: „Zu Hause wenig Fleisch essen, dafür im Restaurant ein gutes Rinderfleischstück gönnen oder Ente im China-Restaurant.“

Da das eher besondere Ereignisse sind und wir selten essen gehen, passt das für mich. Die Einschränkungen wegen Corona mit geschlossener Gastronomie sorgen dafür, dass ich mich im Moment sehr gesund ernähre.

4. Trotz Hämophilie und Begleiterkrankungen hast Du Schwimmsport betrieben. Worauf sollte man Deiner Meinung nach bei der Ernährung achten, wenn man mit Hämophilie (Leistungs-) Sport machen möchte?

Mit Beginn des Leistungssports habe ich darauf geachtet, was und wieviel ich esse.

Eine eiweißhaltige Ernährung habe ich immer bevorzugt und punktuell auch mehr Kohlenhydrate für die „schnelle Hilfe“.

Mit dem Leistungssport lernte ich, darauf zu achten, welche Substanz meinem Körper fehlte. Das hilft mir heute noch sehr. Zum Beispiel, wenn mir Salz gefehlt hat, hatte ich Lust auf salzige Chips und bei Magnesiummangel wollte ich viel Schokolade, Bananen und Nüsse essen.

Generell achte ich darauf, dass in den Zutaten der Nahrungsmittel keine Zusatzstoffe mit E-Nummern enthalten sind. Ich verzichte so weit wie möglich auf Fertiggerichte.

Außerdem versuche ich, so wenig Zucker wie möglich zu mir zu nehmen. Ich vermeide auch Soft- und Energydrinks, da sie oft viel zu viel Zucker enthalten. Das gleiche gilt für Teeschorlen in Plastikflaschen. Wasser ist hier am besten geeignet.

5. Und worauf sollte man allgemein mit Hämophilie bei der Ernährung achten?

Ich persönlich finde das eigene Gewicht wichtig. Je schwerer man ist, desto stärker werden die Gelenke belastet. Als Hilfe orientiere ich mich an den üblichen BMI-Richtwerten (Body-Mass-Index zur Einordnung des Körpergewichts im Vergleich zur Körpergröße). Dabei strebe ich die niedrigen Wertbereiche an.

Wichtig ist aber, dass man daraus keinen Zwang für sich macht, sondern das Essen weiterhin genießen kann. Ich selbst esse die erste Mahlzeit ab 14.00 Uhr und die letzte spätestens bis 19.00 Uhr.

Ansonsten nehme ich viel Flüssigkeit zu mir. Ich habe mich für diese Uhrzeiten entschieden, da ich abends gerne mit meiner Familie oder, vor der Corona-Zeit, mit Freunden außer Haus esse. Mit meiner persönlichen „Essensregel“ komme ich gut zurecht und muss mich auch nicht privat einschränken.

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Hier kannst Du Dich über das Krankheitbild Hämophilie A: Ursachen, Symptome und Formen ausführlicher informieren.