Die richtige Schmerztherapie für Hämophilie-Patienten

Die richtige Schmerztherapie für Hämophilie-Patienten

Menschen mit Hämophilie sind häufig von Schmerzen in den Gelenken betroffen, die durch Blutungen entstehen. Das muss aber nicht sein. Mit der richtigen Schmerztherapie können Schmerzen gut behandelt und verringert werden.

Am häufigsten sind die Sprung- und Kniegelenke betroffen, danach folgen die Ellenbogen- und Hand-/Fingergelenke sowie die Wirbelsäule1. Außerdem können schmerzhafte Blutungen in die Muskulatur auftreten, vor allem in die Nacken-/Schultermuskulatur. Wenn es in einem Gelenk einmal zu einer Blutung gekommen ist, ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Blutungen erhöht.

Wiederholte Blutungen können schließlich zur Zerstörung des Gelenks und zu massiven Einschränkungen der Beweglichkeit führen (Hämarthrose).

Therapie ist besser als Selbstmedikation oder Nichtbehandlung

Leider werden Hämophilie-bedingte Schmerzen immer noch zu selten richtig behandelt. Das liegt zum einen daran, dass Betroffene den Schmerz als Teil ihrer Erkrankung ansehen und nicht mit ihrem Behandlungsteam darüber sprechen.3 Zum anderen ist die Angst vor Schmerzmedikamenten, die einen Einfluss auf die Blutgerinnung haben könnten, vorhanden.

Vorsicht ist bei der Auswahl der Schmerzmedikamente durchaus geboten, um die gestörte Blutgerinnung nicht zusätzlich negativ zu beeinflussen. Aber wenn bestimmte Kriterien und Besonderheiten berücksichtigt werden, können Schmerzen genauso wie bei Menschen ohne Hämophilie A behandelt werden.3,4

Bei Schmerzen solltest Du in jedem Fall mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt sprechen und Dich nicht mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten selbst behandeln. Denn einige bekannte Präparate, die zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS) enthalten, beeinträchtigen zusätzlich die Blutgerinnung und sollten daher vermieden werden.3,4 Die Wirkstoffe Paracetamol oder Metamizol können hingegen von Hämophilen eingenommen werden.

Genauso schlecht wie die Selbstmedikation ist die Nichtbehandlung. Eine geeignete Therapie ist enorm wichtig, denn bereits zwei bis drei Gelenkblutungen können durch hervorgerufene Entzündungen die Gelenkschleimhaut und den Knorpel schädigen.

Möglichkeiten der Schmerzlinderung

Wenn es durch Blutungen zu Schmerzen in den Gelenken oder der Muskulatur gekommen ist, gibt es verschiedene Maßnahmen zur Schmerzlinderung.

Eine Physiotherapie oder eine Sport- und Bewegungstherapie können die Beschwerden reduzieren. Außerdem tragen sie zum Aufbau und Stärkung der Muskulatur bei und verbessern die Beweglichkeit – was wiederum erneuten Verletzungen vorbeugt. Bereits vorliegende Gelenkschäden lassen sich zwar nicht mehr rückgängig machen, aber eine Verschlimmerung ist oft aufzuhalten.

Auch eine Gewichtsreduktion sowie eine psychologische Betreuung können helfen. Zusätzlich können wirkungsvolle Schmerzmedikamente zum Einsatz kommen.3,5 Eine multimodale Kombination aus den einzelnen Maßnahmen sowie Hilfsmittel wie Einlagen und Orthesen ist am wirkungsvollsten.

Besonderheiten der medikamentösen Schmerztherapie bei Hämophilie

Zur Behandlung von Schmerzen bei Blutungen ist die Faktor-Substitution, die bei der Vermeidung weiterer Gelenkschäden hilft, allein nicht ausreichend. Akute und chronische Schmerzen erfordern ein spezielles gezieltes Schmerzmanagement. Dafür ist Deine Hämophilie-Behandlerin oder -behandler die erste Ansprechperson. Gemeinsam könnt Ihr eine für Dich geeignete Schmerztherapie erarbeiten. Selbstverständlich kannst Du Dich bei Fragen auch an Deine Apothekerin oder Deinen Apotheker wenden.

Bei der DHG findest Du hilfreiche Informationen über die verschiedenen Schmerzmedikamente.

Die richtige Therapie ist die beste Maßnahme gegen Schmerzen

Das beste Mittel gegen Blutungen und Schmerzen ist jedoch die richtige vorbeugende Therapie. Um Gelenkblutungen zu verhindern, ist die regelmäßige Anwendung der vorbeugenden Medikamente notwendig.

Wende Dich an Deine Ärztin oder Deinen Arzt, damit Ihr gemeinsam die für Dich passende Hämophilie-Therapie wählt und Du neue Therapieoptionen kennenlernen kannst. Mit der richtigen Therapie kannst Du Blutungen in die Gelenke und die daraus entstehenden Schmerzen und Gelenkschäden verhindern und so Deine Lebensqualität steigern.

Hast Du Fragen, Anregungen oder Kritik? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail über das Kontaktformular. Wir melden uns schnellstmöglich zurück.

Quellen:

  1. https://www.igh.info/assets/images/2020/IGH%20Survey%20Haemophilie%20und%20Schmerz%202020.pdf
  2. https://www.gesundheitsinformation.de/haemophilie-bluterkrankheit.html#Behandlung
  3. http://www.waltraud-stromer.at/publikationen/Folder%20Schmerzbehandlung%20Haemophilie.pdf
  4. https://www.dhg.de/behandlung/erlaubte-/-verbotene-medikamente.html
  5. https://www.journalonko.de/news/lesen/schmerzen-haemophilie-diagnostik-therapie