Schwimmen – ein idealer Sport für Menschen mit Hämophilie 

Schwimmen – ein idealer Sport für Menschen mit Hämophilie 

Ich bin Miriam und mein Mann Rainer, der schwere Hämophilie A hat, ist früher viel geschwommen und hat so einige Medaillen gewonnen. Hier erzähle ich Euch nun, warum Schwimmen ein super Sport für Hämophilie ist, und gebe Euch Tipps rund um das Thema.

Schwimmen eignet sich sehr gut für Menschen mit Hämophilie. Im Gegensatz zu Sportarten mit Stoß- oder Sprungtechniken schont es die Gelenke. Die Gefahr, sich zu verletzen ist gering. Ihr trainiert während des Schwimmens Eure Ausdauer und Euer Körper wird mit der Zeit sportlicher. Wenn Ihr Lust habt, im Wasser richtig Gas zu geben und dafür mehr zu trainieren, dann ist vielleicht der Schwimmleistungs- und Wettkampfsport etwas für Euch. Da ist das Krafttraining inklusive.

In meinem Beitrag „Mit schwerer Hämophilie A zum Schwimm-Weltmeister“ habe ich Euch schon erzählt, welche sportliche Erfolgsgeschichte auch mit schwerer Hämophilie möglich ist.

In diesem Artikel bekommt Ihr Antworten und Erfahrungen auf die Fragen: Wie fange ich mit Schwimmen an? Wie kann ich mich steigern? Welche Ausrüstung brauche ich und wieviel kostet es? Worauf sollte ich wegen der Hämophilie besonders achten?

Wie fange ich mit Schwimmen an?

Falls Ihr noch nicht oder wenig schwimmen könnt, sind Schwimmkurse der Anfang. Die Kurse werden von Schwimmschulen, Schwimmbädern und Schwimmvereinen angeboten. Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. (DLRG) bietet Schwimmkurse an. Wenn Ihr anschließend im Verein Schwimmsport betreiben wollt, solltet Ihr mehrere Bahnen sicher schwimmen können. Dort werden circa 1.000 bis 2.000 Meter geschwommen. Das hängt davon ab, wie fit Ihr seid. Das Training findet ein- bis zweimal in der Woche statt, jeweils circa eine Stunde.

Auch wenn Schwimmen eine sichere Sportart für Menschen mit Hämophilie ist, solltet Ihr Eure Trainerin oder Euren Trainer über die Hämophilie informieren. So können sie Euch helfen, wenn etwas sein sollte. Außerdem können sie so das Trainingsprogramm besser auf Euch und Eure Bedürfnisse abstimmen.

Wie kann ich mich steigern?

Wenn Ihr höhere Geschwindigkeiten schwimmen und Euch mit anderen Schwimmerinnen und Schwimmern messen wollt, dann ist der nächste Schritt der Leistungs- und Wettkampfsport. Dafür wählt Ihr einen Verein aus, der an Wettkämpfen teilnimmt. Diese Vereine sind dem Deutschen Schwimmverband (DSV) angeschlossen. Um am Wettkampfsport teilnehmen zu können, solltet Ihr mindestens drei Schwimmlagen können. Ihr könnt wählen zwischen Schmetterling, auch Delphin genannt, Rücken-, Brust- und Freistilschwimmen, wobei beim Freistil meist Kraulschwimmen angewandt wird.

Im Leistungssport trainiert Ihr im Schnitt drei- bis fünfmal in der Woche, jeweils 60 bis 90 Minuten. In dieser Zeit werden 3.000 bis 6.000 Meter geschwommen. Dazu kommt oft Landtraining ein- bis zweimal in der Woche. Landtraining sind Trockenübungen an Land, zum Beispiel Laufen oder Krafttraining. Das Ziel ist es, sich für die Landesmeisterschaften zu qualifizieren und dann für die deutschen Jahrgangs- oder offenen Meisterschaften. Dort werden die Schwimmzeiten nochmal gesteigert, um dann vielleicht sogar auf internationalen Meisterschaften zu schwimmen.

Ihr nehmt dann an Wettkämpfen teil, die oft an Wochenenden stattfinden. Je nachdem, wie weit der Austragungsort von Eurem Heimatort entfernt ist, übernachtet Ihr auch in einer anderen Stadt. In der Regel müsst Ihr privat zum Austragungsort fahren. Dafür ist auch oft das Engagement der Familie gefragt, insbesondere wenn Ihr (noch) nicht selbst fahren könnt. Gerne werden die Eltern auch für das Kampfgericht angefragt.

Für diese Tätigkeit organisiert der jeweilige Schwimmverband eine Kampfrichterausbildung. Sie dauert circa sieben bis neun Stunden. Interessierte lernen zum Beispiel, welche Aufgaben ein Zeitnehmer, Wenderichter, Zielrichter und Schwimmrichter hat. Außerdem wird vermittelt, wie die verschiedenen Schwimmlagen aussehen und welche Anforderungen an Start- und Wendevorgänge- und den Zieleinlauf gestellt werden. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr Euch auch selbst für das Kampfgericht ausbilden lassen. Das Mindestalter liegt zum Beispiel für Wettkampfrichter bei 14 Jahren.

Könnt Ihr Eure Familie für ehrenamtliche Tätigkeiten um Euren Schwimmsport begeistern oder sind sie als Zuschauer dabei, hat das den Vorteil, dass Ihr Eure persönliche Fangemeinde bei den Wettkämpfen dabeihabt. Das gibt nochmal einen extra Motivationsschub.

Welche Ausrüstung benötige ich und wieviel kostet es?

Vereine haben unterschiedliche Mitgliedsbeiträge, meistens aufgeteilt in eine Grundmitgliedschaft und einen Schwimmzuschlag oder Wassergeld. Mit 25 Euro solltet Ihr im Monat rechnen. Dazu kommt die Badebekleidung. Im Leistungsbereich benötigt Ihr eine stabile Badehose, besser eine Wettkampfhose. Dabei handelt es sich um enganliegende Hosen und keine Shorts, wie man sie aus dem Freizeitbereich kennt. Wettkampfhosen kosten zwischen 40 und 80 Euro oder mehr. Vier bis fünf Badehosen solltet Ihr beim Wettkampfsport haben.

Dann kommt ein Schwimmbrett für Beinschlagtraining dazu, ein Pull-Buoy für das Armtraining und gegebenenfalls Flossen, um die Beinmuskulatur zu trainieren. Hierfür eignen sich Kurzflossen, denn Langflossen können bei Hämophilie zu Verletzungen führen. Das hat folgenden Grund: Wegen ihrer Länge und der Kraft des Wassers können Langflossen einen höheren Druck auf die Beinmuskulatur und die Gelenke ausüben als Kurzflossen. Werden die Beinschlagbewegungen sauber ausgeführt, ist das nicht so problematisch. Sind die Schwimmbewegungen jedoch nicht optimal, kann der ausgeübte Druck des Wassers zu Muskel- oder Gelenkblutungen führen. Rainer hat das selbst in Form eines Muskelfaserrisses erlebt.

Dann benötigt Ihr noch Paddles und Zugseile für intensiveres Armzugtraining, außerdem zwei bis drei Schwimm- bzw. Chlorbrillen, falls eine während des Trainings beschädigt wird. Für das Equipment kann man mit insgesamt circa 80 bis 100 Euro rechnen. Schwimmbretter und Pull-Buoy werden von manchen Vereinen auch gestellt, sodass Ihr sie nicht selbst kaufen müsst.

Tipps zum Schwimmen und Schwimmleistungssport mit Hämophilie

Denk daran: Es ist vollkommen in Ordnung, nur in der Freizeit zu schwimmen, wenn Du keine Lust auf regelmäßige Trainingstermine hast. Auch damit tust Du deinem Körper etwas Gutes. Achte dennoch auf Deine Prophylaxe.

Vielleicht habt Ihr schon Erfahrungen mit Schwimmen gemacht. Berichtet Uns gerne davon.

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