Was ist Leistungssport?
- Im Leistungssport nehmt Ihr an sportlichen Aktivitäten auf einem hohen Leistungsniveau teil.
- Typischerweise investiert Ihr sehr viel Zeit und Energie, um Eure sportlichen Fähigkeiten zu entwickeln und Eure Leistung zu steigern. Das Training ist sehr intensiv. Ihr benötigt zusätzliche, teilweise spezielle Sportausrüstung.
- Leistungssport strebt nach Exzellenz und Wettbewerb auf nationaler oder internationaler Ebene.
- Leistungssportler und Leistungssportlerinnen gehen an ihre körperlichen Grenzen und darüber hinaus.
- Im Leistungssport werden hohe Erwartungen gesetzt und der Umgang mit Druck ist Voraussetzung. Es kann auch mal zu Verletzungen kommen.
- Ihr trainiert auf ein bestimmtes Ziel oder einen bestimmten Tag hin: Landesmeisterschaften, Nationale Meisterschaften, Internationale Meisterschaften, Olympische Spiele. Der Trainingsplan wird genau auf diesen einen Tag abgestimmt (zum Beispiel: „Ich trainiere auf die Deutschen Meisterschaften.“).
Warum Leistungssport?
- Ihr liebt Sport. Er ist Eure Leidenschaft.
- Ihr strebt nach Spitzenleistungen, Anerkennung und Erfolg.
- Ihr wollt Euch selbst verbessern und seid dafür bereit, Durchhaltevermögen zu beweisen. Ihr wollt Euch in Disziplin üben. Leistungssport verlangt unter anderem das Einhalten von Trainings- und Essensregeln.
- Ihr möchtet lernen, wie Ihr Stress in Extremsituationen gut bewältigen könnt, zum Beispiel bei den Starts auf Wettkämpfen.
- Ihr möchtet Techniken lernen, um Euren Körper besser zu steuern.
- Ihr träumt davon, an Meisterschaften oder den Olympischen Spielen teilzunehmen oder beides.
- Ihr möchtet etwas Großes im Team erreichen und Euch aufeinander verlassen. Den Erfolg erreicht man im Leistungssport nicht als einzelne Person. Dahinter steht immer ein Team mit gegebenenfalls weiteren Sportlern und Sportlerinnen, Trainern und Trainerinnen, Physiotherapeuten und -therapeutinnen und viele mehr.
- Ihr strebt eine Karriere im Sportbereich an (Trainerin oder Trainer, Sportmanagement, Sportliche Leitung, Sportverbände, Sportjournalismus oder Gesundheitsberufe, wie Physiotherapeutin oder-therapeut).
- Mit den erworbenen Softskills (Ehrgeiz, Teamfähigkeit, Ausdauer, Durchhaltevermögen) könnt Ihr auch bei der Bewerbung in jedem anderen Berufsfeld punkten.
Leistungssport mit Hämophilie – worauf achten?
- Eine – mit Eurem Behandlungsteam – perfekt abgestimmte Prophylaxe ist die Grundlage für gesunden Leistungssport:
- Faktor-Therapie: Plane das Spritzen nach den Leistungseinheiten.
- Nicht-Faktor-basierte Therapie und Gentherapie: Durch den konstanteren Medikamentenspiegel muss die sportliche Aktivität nicht nach den Therapietagen ausgerichtet werden.
- Therapie nach Bedarf: Besprecht mit Eurem Behandlungsteam, ob bzw. welche Sportarten für Euch in Frage kommen.
- Besprecht Euer Sportvorhaben immer vorab mit dem Hämophilie-Zentrum.
- Starke Muskeln schützen Euch vor Verletzungen. Wenn Ihr etwas für Euren Muskelaufbau tun möchtet, ob für den Alltag oder für den Sport, dann sprecht vorher mit Euren Ärztinnen und Ärzten ab, ob Eure Faktor-Prophylaxe eventuell angepasst werden sollte.
- Der beste Schutz sollte bei den Trainingseinheiten und am Wettkampftag bestehen. Bei einigen prophylaktischen Therapien macht es Sinn, die Tage, an denen Ihr trainiert, mit der Prophylaxe abzustimmen. Obwohl es medizinisch möglich ist, sollte die Therapie nicht ausschließlich auf den Leistungssport angepasst werden, sondern darauf, dass Ihr am sozialen Leben bestmöglich teilhaben könnt und es Euch gut geht.
- Die Gesundheit hat Vorrang! Eure Prophylaxe sollte demnach so ausfallen, dass sie der Gesundheit im Alltag dient.
Beim Leistungssport – was ist wichtig?
- Perfekte Vorbereitung ist wichtig: Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Zur Vorbereitung gehört auch die richtige Ernährung für Dich als Sportler. Je nach Sportart, die Du gewählt hast, sieht Dein Ernährungsplan etwas anders aus.
- Die mentale Fokussierung ist wichtig:„70 Prozent des Erfolgs beruht auf der inneren Einstellung, 30 Prozent auf Kraft und Ausdauer“ – Aussage von Rainers Trainer in der Nationalmannschaft.
- Eine klare Vision und den Willen zum Sieg muss man im Herzen leben. Stell Dir Dein Ziel vor, zum Beispiel, dass Du bei Meisterschaften im Finale sein möchtest. Darauf baut Deine Vorbereitung auf und Du planst damit Deine einzelnen Schritte zu Deinem Ziel. Glaube fest an das, was Du erreichen willst. Rede nicht nur darüber, sondern stelle es Dir im Geist vor, wie Du gewinnen willst.
- Man muss auch mit Niederlagen umgehen können oder dies lernen. Denn es gibt immer nur eine Person oder ein Team, das siegt. Die nächste Person bzw. das nächste Team ist auf dem zweiten Platz usw. Auch wenn man über lange Zeit viel trainiert und alles gegeben hat, kann es sein, dass andere an diesem Tag einfach besser waren.
- Im Sport empfiehlt es sich, eine gute Technik zu haben. Die Technik macht viel aus, um im Sport erfolgreich zu sein. Außerdem kann Euch eine gute Technik vor Verletzungen bewahren.
- Mit Krafttraining gewinnen Eure Muskeln, Knochen, Sehnen und Bänder Widerstandsfähigkeit und sie können besser arbeiten. Damit senkt Ihr ebenfalls das Risiko für Verletzungen.
- Trainiert Eure Ausdauer. Sie ist wichtig, um fit zu bleiben und sich schnell zu erholen. Ausdauer kann man zum Beispiel mit Joggen (auf weichem Boden, z. B. im Wald), Schwimmen, Rudern und Radfahren trainieren.
- Achtet darauf, dass Ihr Euren Körper vor und nach dem Training zwischen Belastung der Muskeln und Ruhe langsam umgewöhnt. Sonst wird der Übergang zwischen muskulärer Belastung und Ruhe zu abrupt. Das gilt für jede Sportart. Aufwärmübungen und eine Abkühlphase sind daher wichtig.
- Ein gutes Aufwärmprogramm enthält sich ergänzende Übungsarten:
- Zum Beispiel kleine Laufeinheiten mit unterschiedlichen Lauftechniken zur Aufwärmung der großen Muskelgruppen.
- Dehnungs- und Lockerungsübungen für die wichtigsten Muskelgruppen. Dadurch werden die Muskeln auf die Belastung vorbereitet. Diese Dehnübungen sollten erst nach der Muskelerwärmung stattfinden. Sie ersetzen nicht die eigentliche Aufwärmphase.
- Und schließlich für die Sportart spezifische Aufwärmübungen, die der Sportart technisch ähnlich sind.
Checkliste – welche Sportart passt für mich?
- Die Sportart, die Dir gefällt und mit der Du Dich wohlfühlst.
- Schaue Dir mehrere Sportarten an, die Dir zusagen.
- Prüfe, wie die Sportart funktioniert:
- Ist die Sportart sehr körperbetont?
- Wie intensiv wird trainiert?
- Wie und wie lange wird trainiert?
- Wie stark werden die Gelenke belastet?
- Muss der Körper harte Schläge bzw. Stöße aushalten?
- Wie ist der Zustand Eurer Gelenke?
- Sind die Bewegungen kontrollierbar oder nicht (z.B. durch Technik, physikalische Gegebenheiten)?
- Prüft, ob Ihr bei dieser Sportart einem hohen Risiko für Zusammenstöße mit anderen Spielern ausgesetzt seid. Dies ist bei vielen Mannschaftssportarten der Fall. Zusammenstöße und Körperkontakt erhöhen das Risiko für Unfälle.
- Prüft, ob Ihr bei dieser Sportart ein erhöhtes Risiko für Stürze habt. Es kann immer mal passieren, dass man bei sportlichen Aktivitäten stürzt. Bei einigen Sportarten kann es allerdings vermehrt zu Stürzen kommen, wenn Ihr zum Beispiel das Gelände oder die Wetterbedingungen falsch einschätzt.
- Wie schnell müsst Ihr als Sportler Bewegungen ausführen?
Müsst Ihr plötzlich und schnell mit Eurem Ellenbogen ausholen, zum Beispiel beim Ballwerfen? Oder müsst Ihr Euer Knie schnell strecken können, wie beim Fußball? Diese Bewegungen können bei vorgeschädigten Gelenken zu unangenehmen Situationen führen. Oder macht Ihr eher runde und kontrollierte Bewegungen bei Eurer Sportart? Dies ist zum Beispiel beim Rudern oder Radfahren der Fall. Hier könnt Ihr gegebenenfalls auch schon ahnen, ob und wann Ihr Schmerzen bekommt.
- Bedenkt dennoch: Auch Fußball kann geeignet sein. Allerdings eher im Freizeitbereich. Das gleiche gilt für einige Kampfsportarten. Manche Kampfsportarten kommen ohne Körperkontakt aus. Hier kommt es auch darauf an, welche Ziele Ihr mit dem Kampfsport verfolgt. Es gibt Kampfsportarten, die ihren Schwerpunkt auf den Kampf mit Waffen legen, andere sind eher auf (Selbst-)Verteidigung fokussiert und wieder andere Kampfsportarten legen ihren Fokus zum Beispiel auf mentale Stärke. Allen gemeinsam ist, dass Ihr Eure Fitness trainiert und für Gefahrensituationen geschult werdet. Im Profi- oder Wettkampfbereich könnte es mit beiden Sportarten schwierig werden.
- Braucht man eine Liste für positive Sportarten?
Es gibt Listen, die positive Sportarten bei Hämophilie aufzeigen. Behaltet im Hinterkopf, dass eine Sportart in der Freizeit geeignet sein kann (z. B. Fußball). Aber die gleiche Sportart kann im Wettkampf- oder Leistungssport nicht vorteilhaft sein für Euren Körper.
Sport mit Hämophilie? – ein Fazit
Menschen mit Hämophilie können viele sportliche Aktivitäten durchführen und verschiedene Sportarten ausüben. Schaut Euch Eure sportlichen Vorlieben an. Jeder ist anders, und die Wunschsportarten sollte man individuell prüfen, wie sie funktionieren. Berücksichtigt Eure körperlichen Möglichkeiten und wie es Euren Gelenken geht. Und dann los! Probiert es einfach aus!
Du hast Lust auf Sport bekommen? In unserem YouTube-Video zeigt Dir Sportwissenschaftler Ralf Kalinowski, welche Übungen für Dich geeignet sind:
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